Archiv für den Monat April 2013

Radioaktivität zu Hause?

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Das BOINC Projekt Radioactive@Home gibt es nun schon seit 2011. Es erstellt eine ständig aktualisierte weltweite Strahlungskarte für Jedermann, unter Einbeziehung der Meßwerte durch einen Gammastrahlendetektor, welcher über USB an den Rechner angeschlossen wird. Nachdem mir die Geschichte mit dem verteilten Messen von Gammastrahlung zunächst sehr interessant erschien, habe ich mit meiner Bestellung des Detektors doch erstmal ein wenig gewartet. Zu frickelig, zu sehr beta dachte ich mir. Dann aber waren die Anfangsschwierigkeiten mit dem Sensor aus der Welt. Die Platine bekam ein neues Design und eine nette Hülle und so habe ich mich dazu entschieden, den Sensor zu bestellen und bei dem Projekt Radioactive@home mitzumachen. Nach 2-3 E-Mails und einer gefühlten Ewigkeit sind die beiden Gammastrahlendetektoren dann doch noch eingetrudelt und ich konnte mich sogleich ans Werk machen um die Dinger zu testen. Der Erste war dann auch schnell über USB an den Rechner geklemmt. Vista64 hat auch gleich alles problemlos erkannt und so konnte ich den BOINC Manager starten und das Projekt hinzufügen. Ein Konto hatte ich ja berteis vor einiger Zeit dort angelegt. Der Detector gab auch gleich ein unregelmäßiges Piepen von sich und das LCD zeigte den Projektnamen und einen Meßwert an. Sogleich besuchte ich die Projektseite um ein paar Einstellungen zu ändern und die Einbindung des Sensors auf die Strahlungskarte vorzunehmen. Dies war ohne größere Probleme möglich. Anhand der zugewiesenen Rechner ID erscheint weiter unten eine Karte, in der man per Mausklick das Fähnchen auf den Standort seines Rechners legen kann. Es besteht jedoch auch die Möglichkeit exakte Koordinaten einzugeben. Zugleich hat man auch die Nummer des Detectors, anhand welcher man auf der Weltkarte seine Daten abrufen kann. Zum jetzigen Zeitpunkt befinden sich ca. 250 dieser Sensoren im weltweiten Einsatz.

LCD Radioactive@home

Die Messung habe ich ersteinmal eine Weile laufen lassen. Bei der zweiten WU (Work Unit) konnte ich den Sensor dann auch schon auf der Karte sehen. Klickt man nun den Meßpunkt mit der Maus an, erscheint Folgendes:

Last measurement sensor: 0.16 uSv/h
Last 24 hours average: 0.12 uSv/h
Details sensor XXXX
Work Units
Team: XY
Nick: XY

Darunter erscheint noch ein kleines Diagramm, an dem man den Verlauf der Messung gut ablesen kann.

Als ich nun die von mir gemessenen Werte mit denen einer ca. 5 km entfernten Station des Bundesamt für Strahlenschutz verglich, stellte ich eine gewisse Abweichung fest. Mein Wert lag ca. 0,03 -0,05 uSv/h höher als der Offizielle. Lag es also an der Entfernung? Ich verglich also ein paar weitere Stationen mit denen des Projektes. Eine gewisse Abweichung schien wohl normal zu sein. Im Forum stieß ich zudem noch auf einen Beitrag, indem jemand die gleiche Feststellung machte. Es soll wohl an der fehlenden Abschirmung des Detectors liegen, daß die Meßwerte bei der niedrigen Strahlendosis leicht erhöht sind. Gut damit kann man dann doch leben und für ein Detector, der nur 27 € gekostet hat, bin ich zufrieden mit dem was er macht.

Hier ist ein Vergleichsvideo mit dem Detector der ersten Generation zur verdeutlichung. Darauf erkennt man auch gut, wie fragil die Angelegenheit 2011 noch war.

Nicht ganz unerwähnt sollte sein, daß es noch andere Möglichkeiten einer dezentralen Messung gibt, welche für alle zugänglich ist. Auf der Seite radiationnetwork.com wird die Strahlung ebenfalls von freiwillig aufgestellten und hoffentlich unabhängig betriebenen Meßstationen gemessen und auf einer Karte für alle dargestellt.

Hier noch ein kleiner Auszug aus der Wikipedia bezüglich der Strahlenbelastung und Grenzwerte.

Als Vergleich zur Beurteilung eines Strahlenrisikos kann die natürliche Strahlenbelastung dienen, in Deutschland wird für deren Äquivalentdosis H ein mittlerer Wert von 2,4 mSv pro Jahr zugrunde gelegt.[1] Die folgenden Grenzwerte gelten für Deutschland zusätzlich[2] zur natürlichen Strahlung:

Unbedenkliche Dosisleistung Eingreifrichtwert für langfristige Umsiedlung
1 mSv (1.000 µSv) pro Jahr[3] 100 mSv (100.000 µSv) pro Jahr[4]
0,02 mSv (20 µSv) pro Woche 2 mSv (2.000 µSv) pro Woche
0,003 mSv (3 µSv) pro Tag 0,3 mSv (300 µSv) pro Tag
0,000 1 mSv (0,1 µSv) pro Stunde 0,01 mSv (10 µSv) pro Stunde
Klinische Symptome der Strahlenkrankheit
150 mSv (150.000 µSv) als integrierte Dosis[5]

Die maximale erlaubte Jahresdosis für beruflich strahlenexponierte Personen beträgt 20 mSv, über ein Berufsleben dürfen jedoch nicht mehr als 400 mSv zusammenkommen. Für die normale Bevölkerung beträgt die maximale Jahresdosis 1 mSv (ohne natürliche Strahlung und medizinische Maßnahmen). Ein ungeborenes Kind darf bis zu seiner Geburt keine höhere Strahlendosis als 1 mSv erhalten[6].

Wenn der Rechner also zukünftig an ist, wird er auch gleichmal ein paar Messdaten an das Projekt liefern, genau wie dies auch schon bei dem etwas älteren Seismologieprojekt Quake Catcher Network der Fall ist. Beide Projekte sind im übrigen sogenannte NCI (non CPU intensive) Projekte, also Projekte, die nicht darauf ausgelegt sind die Rechenpower der CPU oder der GPU in Anspruch zu nehmen. Ihr könnt also ohne höhere Stromkosten befürchten zu müssen, wenn ihr Interesse daran habt mitmachen. Einfach die Software BOINC herunterladen, bei dem Projekt eurer Wahl anmelden, Sensor anschließen, konfigurieren und los gehts.

Seit kurzem gibt es für das Projekt Radioactive@Home auch eine App für alle Android Benutzer zum kostenlosen download. Sie zeigt die aktuelle Strahlungskarte.

Da Radioaktivität nicht nur in Atomkraftwerken auftritt, sondern auch in Produkten, die wir womöglich auch zu Hause haben, sollte man zumindest wissen wo sie zu suchen ist. Dazu habe ich hier ein interessantes Video gefunden.

Radioaktivität in Haushaltsgegenständen – Teil 1: Radium

Uran ist in eurem Haushalt! – Radioaktivität in Haushaltsgegenständen – Teil 2

Desweiteren gibt es noch natürlichen Quellen wie z.B. die Kosmische Strahlung, der Piloten stark ausgesetzt sind. Sie liegt in 10 km Flughöhe bei etwa 40 mSv.

Eine Übersicht was so alles strahlt gibt es hier.